Meditation und Vortrag zum Clarholzer Bildhauer Wilhelm Tophinke
Vielschichtigkeit als Qualitätsmerkmal
Herzebrock-Clarholz (das). Kunst im Dienst des Glaubens: Der Clarholzer Bildhauer Wilhelm Tophinke, dessen Todestag sich in diesem Jahr zum 40. Mal jährt, stand im Mittelpunkt einer adventlichen Meditation, zu der der Freundeskreis Propstei Clarholz in die Pfarrkirche geladen hatte. Gleichzeitig wurde eine kleine Ausstellung mit Werken des Künstlers im Konventhaus eröffnet, die auch an diesem Wochenende noch zu sehen ist.
Als rhetorisch und inhaltlich überzeugenden Referenten konnte der Freundeskreis Professor Dt. theol. Günter Lange aus Warburg gewinnen. Der Schwerpunkt des Professors für Religionspädagogik und Katechetik an der Fakultät der Ruhr-Universität Bochum liegt im Verhältnis von Bild und Glaubensvermittlung.
Und so lud sich auch seine Predigt während des Gottesdienstes zum Betrachten nicht nur der von Wilhelm Tophinke gestalteten Herz-Jesu-Figur ein, einige Lichtbilder, insbesondere von Ikonen, forderten zur Meditation auf. Professor Lange spannte den Bogen, erläuterte Hinweise in den Werken auf die Verbindung von Geburt Christi zur Passionsgeschichte.
Der Leidens- und Lebensweg Christi ist laut Lange bereits Bestandteil der Geburtsszenen im Arm der Mutter Gottes. In den Werken zeige sich, dass kein Ereignis isoliert betrachtet werden dürfe, zeige sich aber auch, der eigentliche Sinn des Weihnachtsfestes, das heute so stark versüßlicht, verkitscht und besinnlich „verkonsumiert“ werde.
Eine eingehende Interpretation des Schaffen Tophinkes verbot sich im Ansatz Professor Langes von selbst: „Ein guter Bildhauer kommentiert sich nicht“, befand der Priester. Die Weigerung Tophinkes, seine Werke zu erklären, sei ihm durchaus sympathisch. „Wenn ihr mich verstehen wollt, müsst ihr schauen“, so das Credo des gebürtigen Clarholzers. Verehren, nicht anbeten solle man die Wunschbilder des Glaubens, wie früher sogar noch gelehrt worden sei.
Auch die Kunstwerke Tophinkes seien offen für eine vielschichtige Interpretation, keine Minderwertigkeit, sondern ein Qualitätsmerkmal des Schaffens. Doch ist die Polyvalenz auch möglich bei Kunst im Dienst des Glaubens, die doch von vornherein festgelegt ist? „Auch hier kommt es auf den künstlerischen Mehrwert an“, bilanzierte Lange. Die Arbeiten von Wilhelm Tophinke verführten die Betrachter nicht zur Oberflächlichkeit. „Das Bild schaut dich an, nehmen wir uns die Zeit es anzuschauen.“ Dann eröffneten sich dem Betrachter sicherlich neue Impulse zur eigenen Frömmigkeit.
In Zusammenarbeit von Freundeskreis und Pfarrgemeinde St. Laurentius wurden einige Exponate, die vor allem aus Clarholz und Oelde stammen, zusammengestellt, die einen Einblick in das Werk Tophinkes geben. Eine Stellwand komplettiert die Ausstellung mit Vita, Schriften und Fotos weiterer Werke des 1892 in Clarholz-Heerde geborenen Künstlers.