Musik mit Rossika, die tief in die Seele der Zuhörer geht
Herzebrock-Clarholz (ja). Mit langanhaltendem stehendem Applaus dankten die Besucher in der voll besetzten St. Laurentius Kirche in Clarholz am Sonntagabend dem Kammerchor der Philharmonie St. Petersburg, Rossika, für seinen Gesang, der „tief in die Seele geht“. Wie Pfarrer Josef Kemper erging es vielen der Zuhörer, die sich während der fast zweistündigen Konzertdauer von den fünf Sängerinnen und sieben Sängern auf eine Reise führen ließen.
Mit Ausnahme von Sergej Rachmaninow waren die Namen der interpretierten Komponisten ungewohnt für hiesige Hörer. Ihre Kompositionen sind auch in Russland heute unbekannt, wie Dr. Valentina Kopylova, Leiterin des Kammerchors, berichtete. In Vorbereitung auf das 300-jährige Jubiläum der Stadt St. Petersburg hat sie gemeinsam mit Musikwissenschaftlern und Musikhistorikern in Archiven und Bibliotheken Werke ausfindig gemacht, die zu Ehren der russischen Zaren komponiert wurden. Die Manuskripte hat sie für den seit 25 Jahren bestehenden Chor aufgearbeitet, wobei sie Kompositionen ausgesucht hat, die sich ohne Instrumentierung, allein für den gemischten Chor eignen. Es ist ihr wichtig, diese Musik vor dem Vergessen zu bewahren.
Geistliche Musik aus orthodoxen Kirchen und Klöstern des russischen Nordens machten den Auftakt des Konzertnachmittags: Den tonhaltenden Männerstimmen stand der Melodiebogen der Frauenstimmen gegenüber, crescendi und decrescendi wechselten mit stakkativ gesungenem Text, der Gesamtklang war klar und harmonisch. Tatjana Solotova kündigte auf Deutsch die einzelnen Stücke an, die im folgenden Programm aus dem verschollenen höfischen Werken aus der Zeit der Zaren stammten.
So brachte der Chor Gesänge zu Gehör, die zur Krönung von Peter I. (1721), Katharina II. (1762), Pawel I. (1796), Alexander I. (1801) und Nikolaus II. (1894) aufgeführt wurden. Als Solisten traten der Bariton Oleg Palkin, die Altistin Natalja Vargina, die Sopranistin Svetlana Musina, der Bassist Anatolij Polevzov und der Tenor Daniil Kulikov hervor. Die ausgebildeten Sängerinnen und Sänger des Rossika-Chores sind in Russland als Solisten an der Oper und bei Konzerten tätig. Ihren Auftritt in der St.-Laurentius-Kirche hat der Freundeskreis Propstei Clarholz organisiert, der auf den Chor über die Fürstin Sissi zu Bentheim-Tecklenburg aufmerksam gemacht worden war.
Am sechsten November hat der Rossika-Chor seine Deutschland-Tournee gestartet. 15 Konzerte liegen bereits hinter ihm, das Konzert in Clarholz war das erste in der Region, Gütersloh, Detmold, Bad Salzuflen folgen.