Orgel lässt keinen Rückschluss auf Klausing zu
Herzebrock-Clarholz (das). Bisher wurde die Orgel in der Pfarrkirche St. Laurentius, wenn auch unter Vorbehalt, dem Werk des Orgelbauers Johann Klausing aus Herford zugeordnet. Nach dem jüngsten Vortrag im Rahmen der „Kirchengeschichte in der Zehntscheune“ stellt sich die Lage etwas anders dar: „Von der Disposition her ist es ein anderer Meister als Klausing“, befindet mit Professor Dr. Gerd Aumüller ein Fachmann. Er legt sich nicht auf eine Person als Erbauer fest, dazu sei die Aktenlage zu spärlich. „Aber Sie können stolz sein, ein solches Prachtstück in ihrer Kirche zu haben.“
Als Moderator begrüßte Professor Dr. Johannes Meier Publikum und Referent zur zweiten Veranstaltung der Reihe, die der Freundeskreis Propstei in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule anbietet. Und Professor Dr. Gerd Aumüller, als Mediziner Leiter der Anatomie und Zellbiologie an der Universität Marburg, gestaltete eine interessante Stunde. Den Einstieg fand er mittels einer Übersicht über die Entwicklung des Instruments durch die Jahrhunderte.
Kurz widmete er sich den Bauelementen bevor er sich den westfälischen Orgelbauerfamilien zuwandte. Immer wieder ließ er auch Instrumente erklingen, mittels moderner Technik erschlossen sich den Zuhörern so die unterschiedlichen Klangbilder.
Aumüller spannte den Bogen über die Familie Bader, die in Unna ansässig war, über deren Schüler Peter Henrich Varnholt und Andreas Schneider („Beide sehr bedeutende Orgelbauer“) bis hin zu Hinrich Klausing, dessen Beziehung zur Orgelbauerfamilie Bader nicht ganz klar umrissen sei. Klausing habe den typisch westfälischen Prospekt benutzt, ihm aber durch schräg ansteigende Leisten ein Markenzeichen gegeben. Wichtiges Merkmal bei der Zuordnung der Orgeln sei die Disposition. Dabei meint der Begriff die Gesamtanlage aus einzelnen Registern, aber auch technische Details.
Ein repräsentatives Objekt finde sich in der Clarholzer Kirche, das 1727 und 1728 entstanden sei. „Eine ursprünglich zweimanualige Orgel“, so Professor Dr. Gerd Aumüller. Das Pedal sei vermutlich rund 30 Jahre später angebaut worden. Und die Disposition der Clarholzer Orgel lasse eigentlich keinen Rückschluss auf die Orgelbauer Klausing zu, stellte der Referent fest. Er nannte eine Reihe möglicher Kandidaten, beispielsweise Heinrich Mencke, der in unmittelbarer Nachbarschaft wie Beelen, Lette, Warendorf und Everswinkel mit Neubauten und Reparaturen beschäftigt gewesen sei. „Allein aus der Lokalisation lässt sich sicherlich nicht schließen, ob er auch in Clarholz tätig war und an der Orgel mitgebaut hat“, so Aumüller.
Ein oft genannter Mitarbeiter und Schüler Menckes, Johann Hermann Cappelmann komme auch in Frage. „Oder auch dessen Sohn Johan Adolph“, fuhr der Referent fort. Aufgrund der nur spärlich erhaltenen Akten, lasse sich diese Frage wohl nie eindeutig klären. „Ich tendiere dazu, die Orgel der Schule der Familie Mencke zu zuordnen, da Klausing in den Dimensionen deutlich kleiner gearbeitet hat, als in Clarholz existent“, schloss Professor Dr. Gerd Aumüller.
Professor Dr. Johannes Meier dankte für die wertvolle, neue These im Spektrum der westfälischen Orgellandschaft. Er lud abschließend zur nächsten Veranstaltung ein.