Aus „Die Glocke“ vom 05.05.2010

Kapuzenmänner und brave Löwen

Herzebrock-Clarholz (ug). Die frühen Mönche des Klosters Clarholz sahen die Welt zwar in der Geborgenheit von Gotte Hand, bemerkten an ihr aber doch mancherlei Unfertigkeiten und Fehler. Diese ambivalente Weltsicht des späten Mittelalters dokumentierten die Prämonstratenser in den Gewölbemalereien der St. Laurentius-Kirche. Über deren Bildprogramm sprach Dr. Josef Mense (Kassel) am Montagabend im Rahmen der Vortragsreihe „Kultur im Kapitelsaal.“

Der aus Clarholz stammende Referent war aufgrund seiner theologischen Studien ein kompetenter Fachmann für die schwierige Materie, der seine Darstellungen denn auch von vornherein als persönliche Hypothesen verstanden wissen wollte. Dr. Mense erläuterte anhand von Lichtbildern seine Erkenntnisse über die heutzutage vielfach rätselhaft erscheinenden Gewölbefresken, die um 1340 als romanische Relikte auf die gotischen Konstruktionen aufgetragen worden sind. Dabei entwickelten theologische Berater im Auftragdes Konvents das eigentliche Bildprogramm, während die Maler lediglich die handwerkliche Ausführung zu besorgen hatten.

Unterteilt in die vier bemalten Gewölbesegmente und verglichen mit entsprechenden Formen der Sakralkunst anderer Regionen unterschied der Vortragende zwischen guten und bösen Symbolen. So steht zum Beispiel der gute Löwe für christliche Tugenden, der böse Löwe für das Teuflische. In jeweils paarweiser Zuordnung begegnen sich im Reigen der Gewölbefresken Adler und Drache, wunderliche Kapuzenmänner und kämpfende Kraniche, Einhorn und Eule.

Am Rande des Vortrags, für den Professor Dr. Johannes Meier im Namen des Freundeskreises Propstei Clarholz dem Referenten dankte, war vom Wunder der Rettung der einmaligen Kunstwerke die Rede. Die Fresken waren Jahrhunderte lang unter Übermalungen und Putz verborgen und sind erst 1958 von den Restauratoren des Landesdenkmalamts in mühsamer Rekonstruktion Stück für Stück wieder freigelegt worden.