In Clarholz ermöglicht neues Museum Einblicke ins Klosterleben
Zurück in die Heimat
Herzebrock-Clarholz. Klar, ein bisschen neidisch schaut der Freundeskreis Propstei Clarholz schon nach Dalheim. Aber nur wegen der finanziellen Unterstützung, die das dortige Klostermuseum erhalten hat. Denn eigentlich überwiegt dann doch der Stolz. Der Stolz darauf, es mit eigenen Mitteln und akquirierten Spendegeldern geschafft zu haben, ein ganz persönliches und auf Clarholz zugeschnittenes Klostermuseum einzurichten. Und so gewährt die erste Ausstellung nicht nur intime Einblicke in „Leben, Kunst und Frömmigkeit im Kloster Clarholz“, die ehemalige Kellnerei wird selbst zum wohl wichtigsten Exponat.
„Das Museum ist ein weiterer Schritt nach der Wiederherstellung der Klostergärten und der Höhepunkt unserer bisherigen Arbeit“, erklärt Prof. Dr. Werner Freitag, Vorsitzender des Freundeskreises. Dieser 1996 gegründete Verein setzt sich für die Restaurierung und Pflege der Klosteranlage nach geschichtlichem Vorbild ein. Deshalb war es dem Freundeskreis wichtig, nur Dinge auszustellen, die in direkter Verbindung zum Kloster stehen.
„Wir führen die Exponate zurück in ihre Heimat“, berichtet Prof. Dr. Freitag zufrieden. Somit handelt es sich bei den Ausstellungsstücken überwiegend um Leihgaben aus Privatbesitz, die vor der Säkularisation 1803 in Sicherheit gebracht wurden. Auch mehr als 200 Jahre später ist das ehemalige Prämonstratenser-Kloster, das 1133 von Rudolf von Steinfurt gestiftet wurde, noch im Besitz des heute evangelischen Fürstenhauses von Bentheim-Tecklenburg, den Nachfahren von Graf Moritz Casimir II.
Am 5. Juni 1707 quittierte Baumeister Nicolaus Wormstich aus Lippstadt den Erhalt der letzten Rate von 1120 Reichstalern von Propst Elbert von Kückelsheim für die Vollendung der neuen Propstei. Im Hinblick auf diesen runden Geburtstag mietete der Freundeskreis 2002 die etwa 150 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im Osttrakt der Propstei vom Fürstenhaus in Rheda an, um das neue Museum pünktlich zum historischen Jubiläum eröffnen zu können. Denn das neue, alte Zuhause der Exponate war bis vor kurzem in keinem vorzeigbaren Zustand. Restaurator Werner Schumacher hat den Gemäuern wieder ein Stück ihres ursprünglichen Charakters eingehaucht.
Jahrelang waren. die Räumlichkeiten der Klosteranlage als Wohnung genutzt worden und waren somit eher unter praktischen Gesichtspunkten behandelt, denn unter geschichtlichen. So musste eine Zwischendecke entfernt, der Stuck wieder freigelegt, vom Ruß gereinigt und restauriert, die rustikalen Dielenbretter komplett überarbeitet und zum Teil ausgetauscht werden. „Wir haben immer wieder neue Sachen gefunden. die man vorher nicht abschätzen konnte“, erklärt der Restaurator. Mehr als 50.000 Euro haben die Arbeiten gekostet. Doch nur etwa ein Drittel dieses Geldes stammt aus öffentlichen Mitteln, vom Landesdenkmalamt, der Gemeinde Herzebrock-Clarholz und selbst dem Erzbistum Paderborn. Der Großteil beruht auf Spendengeldern der Mitglieder.
In drei Räumen gegliedert zeigt die von Prof. Dr. Johannes Meier konzipierte und von Designerin Adelheid Eimer umgesetzte Ausstellung „Kultur und Lebensart eines westfälischen Adelsklosters im 17./18. Jahrhundert“, „Propst Elbert von Kückelsheim und sein Wirken in Clarholz und Lette“ sowie „Spiritualität und Frömmigkeit der Prämonstratenser“. Darüber hinaus erinnern weitere Stücke an die Erbauung der Propstei von 1705-1707. Dazwischen aber wird das Museum selbst immer wieder zum Exponat, wenn vereinzelte Tafeln die Bedeutung der historischen Umgebung aufschlüsseln und den Besuch nicht nur zu einer sehbaren, sondern auch fühlbaren Erfahrung werden lassen. Ruth Lakenbrink