Aus „Die Glocke“ vom 01.05.2008

 

Lesung über Verbannung aus Frankreich 1789

Clarholz ist „ein angenehmer Ort“ mit „lichten Wäldern“

Herzebrock-Clarholz (das). „Oft sieht der Probst Bedürfnisse voraus. (…) Wir lieben ihn, als wäre er der einzige Mensch auf Erden.“ Jean-Baptiste Henry zeichnet als eine von zwölf Emigranten ein hehres Bild von Jodokus van Oldeneel. Wie der französische Kleriker Henry das Clarholzer Exil als Teil seiner Verbannung Empfand, wurde jetzt im Rahmen der Reihe „Kultur im Kapitelsaal“ erlebbar.

Geschichte ganz persönlich und im Kontext der politischen Entwicklungen brachte Dr. Bernward Kröger kurzweilig und interessant nahe. Der Lektor und ehemalige Mitarbeiter von Professor Dr. Johannes Meier zitierte und kommentierte das „Tagebuch der Verbannungsreise“, das einen Einblick erlaubte. Die Auftaktveranstaltung zog die Zuhörer in den Strudel der Ereignisse der französischen Revolution.

Hubert Maibaumbegrüßte als zweiter Vorsitzender des Freundeskreises Propstei Clarholz außer den Gästen insbesondere den Referenten Dr. Bernward Kröger. In seiner Doktorarbeit beschäftigte dieser sich mit französischen Exilklerikern und ist über Johannes Meier auf das Tagebuch von Jean-Baptist Henry gestoßen. Erstmals fasste er die vollständige Fassung des Tagebuchs als zweisprachige Ausgabe zusammen. Durch die Bearbeitung ist unzweifelhaft ein einmaliges, zeitgenössisches Zeugnis entstanden. Zehntausende Geistliche wurden im Zuge der französischen Revolution von 1789 aus Frankreich verbannt. Einer von Ihnen war Abbé Jean-Baptist Henry, Prior eines Prämonstratenserklosters in Ressons.

„Zwischen 9 und 10 Uhr setzten wir unter Einsetzen der Flut die Segel“, zitiert Kröger die Überfahrt Henrys nach England. „Wir treffen auf Respekt und Gotteshäuser, die dem katholischen Glauben offenstehen“, gibt Dr. Kröger Eindrücke des Geistlichen wieder. Über die österreichischen Niederlande und das Rheinland führte die Flucht Jean-Baptist Henrys weiter nach Westfalen. Über Paderborn kommt er dann nach Clarholz.

„Jetzt kommt das Paradies“, so der Referent mit einem Augenzwinkern. „Ein angenehmer Ort, lichte Wälder, drei Meilen von Warendorf“, beschrieb der Abbé. Probst Jodokus van Oldeneel zeichnete er mit einem Bild aus Güte, Sanftmut und Anteilnahme. Die Prämonstratenser „ließen uns sogar vergessen – falls das möglich wäre -, dass unsere Heimat woanders liegt“: Der französische Geistliche fühlte sich wohl in Clarholz.