Aus „Die Glocke“ vom 10.05.2008

Kultur im Kapitelsaal

Einblick in eine „Schatzkammer der Spiritualität“

Herzebrock-Clarholz (das). „Thomas von Kempen hatte eine große Kenntnis menschlicher Herzen, Seelen und Schwächen.“ Mit Blick auf das Werk „Nachfolge Christi“ bescheinigt Madzy van der Plaats dem Augustiner-Mönch und Mystiker des 15. Jahrhunderts außergewöhnliches Einfühlungsvermögen.

Thomas von Kempen, 1389 bis 1471, war Dreh- und Angelpunkt der jüngsten Veranstaltung in der Reihe „Kultur im Kapitelsaal“ des Freundeskreises Propstei Clarholz. Der Gruß von Professor Dr. Johannes Meier, wissenschaftlicher Beirat, ging an die Referentin Madzy van der Plaats. Die Schriftführerin der „Stichting Thomas a Kempis“ aus dem niederländischen Zwolle war gemeinsam mit dem Stiftungsvorsitzenden angereist, um dem Publikum den Geistlichen näher zu bringen.

Sie widmete sich dem geistlichen Erbe Thomas von Kempens sowie auch der Arbeit der Stiftung. 70 Jahre verbrachte Thomas von Kempen im Kloster St. Agnetenberg zu Zwolle, in dem sein Bruder Johannes Prior war. In diesen Jahren verfasste er viele geistliche Traktate, die die Grundlage für die spätere „Nachfolge Christi“ gelegt haben sollen. Ein Buch, das den Mystiker weltweit bekannt gemacht hat, so Madzy van der Plaats. Nach der Bibel wurde es das meist verbreitete Buch des Spätmittelalters und umfasst vier einzelne Werke. Zitate spiegelten in Ausschnitten die Faszination wider, die Thomas von Kempen auch heute noch auf sich vereinigt. „Was ist das Geheimnis dieses Buches?“, wagte Madzy van der Plaats eine Antwort. „Vielleicht ist es der Trost, den Thomas von Kempen mit seiner tiefen Kenntnis auch der Bibel vermittelt.“ Vor dem Hintergrund der religiösen, christlichen Bewegung „Devotio moderna“, die den Christen empfiehlt, eine persönliche Haltung zu Glauben und Religion zu finden, gewinne die „Nachfolge Christi“ eine besondere Bedeutung.

Die Verbreitung der „Devotio moderna“ hat sich auch die Stiftung in Zwolle in Erinnerung an Thomas von Kempen zum Ziel gesetzt. Darüberhinaus organisiert sie Lesungen und Vortragsabende. „Die Stiftung wurde am 15. Oktober 1988 gegründet“, informierte die Referentin und lud zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in die Niederlande ein. Ein Dank für den stimmigen Abend im Namen der Gäste durch Professor Johannes Meier war ihr sicher. Er galt aber auch Thomas Kügler, der den musikalischen Rahmen mit seinen verschiedenen Flöten ästhetisch gestaltete.