Aus „Die Glocke“ vom 11.05.2010

Warum das Clarholzer Labyrinth eigentlich nur ein Lustgarten ist

Herzebrock-Clarholz (das). Ein Labyrinthgarten im klassischen Sinn ist das Kunstobjekt des Belgiers Jan Vercruysse in Clarholz trotz seines Titels „Lustund Labyrinthgarten“ nicht: Da sollte der Besucher den Fokus mehr auf die künstlerische Gestaltung legen. Diese Erkenntnis gewannen jetzt die Zuhörer der Reihe „Kultur im Kapitelsaal“.

Dr. Jürgen Conrady aus Bielefeld beleuchtete unterhaltsam und reich bebildert die Unterschiede zwischen Labyrinth und Irrgarten. „5000 Jahre, von Zeus bis heute“, fasste der Referent den Zeitrahmen seiner Ausführungen zusammen. Ob Mythologie oder Etymologie, Dr. Jürgen Conrady beleuchtete die beiden seiner Ansicht nach „riesengroßen Themenkreise“ aus verschiedenen Perspektiven.

Letztlich war es sein Anliegen, den Unterschied zwischen Irrgarten und Labyrinth herauszustellen. Wobei seine Vorliebe eindeutig dem Labyrinth gilt, wie die Zuhörer im Verlauf den Abends feststellten. „Im Irrgarten gibt es viele Wege, da kann man sich verlaufen“, so Conrady. Dort mache man unweigerlich Fehler bis man am Ziel ankomme. „Dieser Garten lässt die Wahl.“ Und sei Sinnbild für Menschen, die auf ihren Lebenspfad immer wieder nach einem neuen Weg suchen. Anders das Labyrinth: „Da gibt es nur einen Weg.“ Verschlungen, unübersichtlich, aber kreuzungsfrei führe er die Menschen an die Mitte heran und wieder weg. Ein Labyrinth sei nach dem Prinzip der Umkehr angelegt, dem Nutzer bleiben keine Wahlmöglichkeiten, er wechsele pendelnd die Richtung und werde immer wieder am Ziel vorbeigeführt, wobei er dieses aber unweigerlich ansteuere. „Ein mühevoller Weg, der Geduld fordert“, so der Referent. Eine Schule der Langsamkeit, die übersetzt aber auch Umkehr, Neuanfang, Neugeburt bedeuten könne. „Doch der Weg führt immer zur Mitte“, so Conrady, dem die Zuhörer und der Vorsitzende des Freundeskreises Propstei als Veranstalter, Gottfried Pavenstädt, für den Abend dankten.