Aus „Die Glocke“ vom 12.09.2006

Unterwegs mit einem Plan von 1788

Herzebrock-Clarholz (das). „Die Seelsorge war etwas Besonderes im Orden“: Im Vergleich zu anderen Glaubensgemeinschaften ihrer Zeit zeigten sich die Prämonstratenser offen. „Bei ihnen war immer eine Pfarrei einbezogen“, stellt Professor Dr. Werner Freitag fest. Der Vorsitzende des Freundeskreises Propstei geizt nicht mit seinem Wissen um Clarholzer Historie.

Und zum Tag des offenen Denkmals stießen die Angebote des Vereins auf enorme Resonanz. Dreimal bot der Vorsitzende Führungen durch das historische Ensemble an und dreimal scharte er jeweils gut 50 Teilnehmer um sich. Zum Auftakt erläuterte er auch gleich, warum die Kostbarkeiten des Ortes von der B 64 aus so schlecht ersichtlich sind. „Die Klostergründung hat am ehemaligen Wegekreuz von Münster und Bielefeld stattgefunden“, so der Professor. Und die lag eben ein ganzes Stück südlich hinter der heutigen Bundesstraße. Und damit sich die Teilnehmer, von denen eine Mehrzahl aus der weiteren Region kam, orientieren konnten, gab es einen Lageplan anno 1788 der Propstei sowie einen kurzen geschichtlichen Abriss von der Gründung bis zur Säkularisation gleich an die Hand. Vorbei an den ehemaligen Pferdeställen ging es zur Pfarrkirche bis in die Kellnerei, die vom Freundeskreis in minutiöser Kleinarbeit wieder hergerichtet wurde. Mit Begeisterung schilderte der Vorsitzende des Freundeskreises Geschichte und Geschichten, erläuterte Zusammenhänge, die bis in die heutigen Zeit nachwirken. Auf die Zeitreise eingestimmt hatte die Gäste Musiker Thomas Kügler, der im Kapitelsaal unter anderem auf einem Original-Instrument aus dem 18. Jahrhundert, einer Traversflöte, einen klangvollen musikalischen Einstieg gestaltete.

Ab Mittag gaben sich die Besucher sprichwörtlich die Klinke in die Hand: Ob beim Besuch des Labyrinthgartens, der Besichtigung der Kellnerei, des Kapitelsaals, des Propsteigartens oder auch im Haus Samson. Dort stand Gottfried Pavenstädt vom Freundeskreis Haus Samson für Fragen und Gespräche bereit. Und seiner Auskunft nach war der Besuch den ganzen Tag über „sehr, sehr gut.“

Interessenten stand sogar die Privatwohnung seiner Tochter Julia und ihres Lebensgefährten Volker Lappe im ersten Stock des historischen Hauses Samson offen. Gottfried Pavenstädt führte auf Nachfrage durch den Gewölbekeller und die Räume der Kunstgruppe 13. Gelegenheit also, Räumlichkeiten zu erkunden, die eigentlich nicht ohne weiteres der Öffentlichkeit zugänglich sind. Das machte gerade für viele Besucher den Reiz des Tags des offenen Denkmals aus, der bei herrlichem Wetter eine Abrundung durch die von den Landfrauen gestaltete Cafeteria im Konventhaus erfuhr.