Aus „Die Glocke“ vom 14.05.2004

Mit Gitarrenklang auf dem Pilgerweg

Herzebrock-Clarholz (gl). Der westfälische Edelherr Bernhard zur Lippe, Gründer von Lippstadt und Marienfeld, war einer der frühen Pilger auf dem nordspanischen St.-Jakobs-Weg. Seither sind Tausende seinen Spuren auf dieser seit dem frühen Mittelalter bedeutenden Wallfahrtsroute gefolgt. Sie wurde jetzt gleichsam multimedial im Rahmen der Reihe „Kultur im Kapitelsaal“ in der Probstei Clarholz vorgestellt.

Professor Dr. Johannes Meier erläuterte einleitend die religiösen Hintergründe der St.-Jakobus-Wallfahrt, die sich in jüngster Zeit eines stetig steigernden Zuspruchs erfreut. Er stellte die dortige Pilgerbewegung in den Kontext zur damaligen arabischen Besetzung fast ganz Spaniens, wo sie im schwer zugänglichen Pyrenäengebiet unbehelligt und als Dokument christlichen Bekenntnisses unversehrt blieb. Dies alles zu einer Zeit, als hierzulande Karl der Große die Sachsen bekehrte und Liudger im Münsterland missionierte.

Die Darstellungen des berufenen Kirchenhistorikers mündeten ein in eine musikalisch unterlegte Lichtbilderreise zu den Stationen des St.-Jakobs-Wegs und seiner vielen Nebenrouten und Abzweigungen. Dafür war mit dem Komponisten und Gitarristen Jose Ignacio Hernandez Toquero aus Valladolid ein kompetenter Begleiter aufgeboten worden.

Während in seiner faszinierenden Diaschau die wechselnden landschaftlichen Aspekte und Stimmungen des Hochgebirges und der Atlantikküste, Ansichten verträumter Dörfer, stolzer Kirchen, verschwiegener Kapellen und trutziger Burgen auftauchten, illustrierten Toqueros behutsame Kompositionen das visuell Erfassbare. Er schuf eine neue Musik, die aus alten Elementen gewachsen ist. Eingängige, bald elegische, bald meditative, dann wieder durchaus tänzerische Weisen schöpfen aus dem Erbe der baskischen Volkskulturen, gehen zu Herzen und wirken nach.

Für die rhythmische Unterstützung des Sologitarristen sorgte Demah Prota aus Brasilien, der unter anderem einem krugähnlichen Tongefäß Galiziens wunderlichste Geräusche entlocken konnte. Professor Meier übersetzte die Bilderklärungen aus dem Spanischen, so dass sich für die dankbaren Zuhörer am erstrebten Ziel des Pilgerweges mit der Kathedrale von Santiago di Compostella der Bogen schloss.

Dr. Ulrich Gehre