Aus „Die Glocke“ vom 15.05.2002

Romantische Liederreise
Reich beschenktes Publikum dankte mit sehr viel Applaus

Herzebrock-Clarholz (gl). Auf eine „Romantische Reise“ in das Reich der Lieder nahmen am Gudrun Elpert-Resch und Norman Shettler ihr Publikum im Kapitelsaal der Propstei Clarholz mit. Virtuoses Klavierspiel verband sich mit der ausgefeilten Liedkunst einer talentierten Sängerin zu einem Kunsterlebnis der besonderen Art, zu dem das historische Ambiente des restaurierten Saales den geeigneten Rahmen schuf. Das blaue Band des Frühlings flatterte leitmotivisch durch das Programm gefühlsinniger Liedkunst des 19. Jahrhunderts.

Gudrun Elpert-Reschs hoher lyrischer Sopran vermochte dem Kunstlied in allen Phasen die gehörige Geltung zu verschaffen. Bald mit dramatischem Schwung, bald in verhaltener Innigkeit, dann wieder burschikos und verspielt – so erwies sich die Künstlerin in unterschiedlichen Herausforderungen als Liedgestalterin von Format, die eine in allen Lagen tragfähige Stimme einbrachte.

Franz Schuberts Liedsprache in aller Unverwechselbarkeit sorgte mit fünf Beispielen für die rechte Einstimmung, ehe die Sängerin im kecken Liedvortrag und spielerischem Talent für eine Weile die Tür öffnete zu den moderneren Gebilden der siebenteiligen „Kinderstube“ von Modest Mussorgski. Robert Schumann mit der Natürlichkeit des Ausdrucks, der Innigkeit und Anmut der Gebärde hatte seinen Platz in dem zweistündigen Programm.

Den Schlußpunkt setzte Hugo Wolfs geradezu „wagnerische“ Vertonung des Mörike-Gedichtes „Er ist’s“, als das musizierende Duo im deklamatorischen Vortrag volles Maß gab. Offensichtlich hatten die Künstler die Akustik des relativ kleinen Raumes falsch eingeschätzt, so dass manches Lied, das die leisere Töne verlangte, allzu lautstark überkam.

Norman Shettler, hoch gelobter Konzertpianist, Kammermusiker und Partner prominenter Sänger erwies sich als poesievoller Begleiter, der dem Sologesang zur vollen Entfaltung verhalf. Einen Pianisten von internationalem Rang wies seine Wiedergabe der allzeit beliebten „Kinderszenen“, op.15, von Robert Schumann aus mit ihrem – wie er sagte – Welthit der „Träumerei“ . Mit technischer Perfektion und gedanklicher Tiefe gestaltete er jede Note und ihre Phrasierung im Zusammenhang von Inhalt und Form und beeindruckte durch die Grazie und Anmut vollendeten Klavierspiels.

Prächtige Blumensträuße und der herzliche Applaus der Zuhörer mündeten ein in die Zugabe: Mozarts schlicht-volkstümliches Lied „Komm, lieber Mai“.

Für den veranstaltenden Freundeskreis Propstei Clarholz e.V. hatte eingangs Prof. Dr. Werner Freitag Willkommensgrüße entboten, dem Musikhaus Ligensa für die Bereitstellung des Klaviers und den Damen Marion Pavenstädt-Westhoff und Sophie Westhoff-Düppmann für die Organisation des Konzertabends gedankt, der in der Kulturszene der Doppelgemeinde einen entschiedenen Akzent setzte.

Dr. Ulrich Gehre


Gestalteten den romantischen Liederabend im Kapitelsaal:
Gudrun Elpert-Resch (Sopran) und Normann Shettler (Klavier).