Aus „Die Glocke“ vom 15.05.2006

Staunenswerter Sonderfall in der Sprachlandschaft

Herzebrock-Clarholz (ug). Der Clarholzer Heimatpfleger Heinrich Schürmann ist und bleibt ein staunenswerter Sonderfall in der gegenwärtigen westfälischen Sprachlandschaft. Typographie und graphische Gestaltung verbinden die niederdeutschen Inhalte seiner Texte zu bisher in diesem Bereich nicht gekannten Formen.

Mit Proben seiner Sprach- und Gestaltungskunst unterhielt und erfreute der Autor seine Zuhörer am Freitagabend im behaglichen Ambiente des sich im Lauf der Zeit allmählich verdunkelnden Kapitelsaales der Propstei. „Pop art op platt“ nannte er selbstironisch seine kurzweilige Kollektion, die er mit einer Reverenz an den plattdeutschen Heimatdichter Andreas J. Rottendorf begann. Mit dem nach dem Ennigerloher Mäzen benannten Literaturpreis war Schürmann vor zwei Jahren ausgezeichnet worden.

Naturbeobachtungen rund um Clarholz, Stimmungen und Gefühle, aktuell erweckte Erinnerungen an den baufreudigen Propst Elbert von Kückelsheim, das Inventar alter Bauernhäuser: Eine Vielzahl unterschiedlicher Anregungen verarbeitet der Sprachkünstler zu modernen Gedichten in alter Sprache oder nutzt sie als Bausteine für seine virtuosen Sprachspielereien. Auf die Leinwand projiziert, setzten die optischen Impulse Kontrapunkte zu inhaltlichen Linien, entstanden bald überraschende, bald witzige Bild- und Wortspiele. „Wo to?“ und „Worum?“ stellt Schürmann sich selbst die Frage und gibt überraschende Antworten in seinen Puzzles mit Buchstaben, Wörtern, Silben und Satzfetzen.

Dabei beeindruckt immer erneut sein souveräner Umgang mit den Mitteln der neuen Technik, in deren gewandter Anwendung er der visuellen Poesie neue, höchst individuell geprägte Kapitel hinzufügt und jeden Tag erweitert. Für den veranstaltenden Freundeskreis Propstei Clarholz bedankte sich Professor Dr. Werner Freitag unter dem Beifall der Zuhörer bei Heinrich Schürmann nach eingehender Analyse des Vorgetragenen mit einem Buchpräsent.