Tiefe Zäsur im Klosterleben Westfalens
Herzebrock-Clarholz (ug). Einen tiefen Einschnitt in Struktur und Leben der westfälischen Ordensgemeinschaften hat die spätmittelalterliche Klosterreform gebracht. Darüber referierte im Einzelnen auf der letzten Vortragsveranstaltung der Reihe „Kirchengeschichte in der Zehntscheune“ die Oldenburger Universitätsprofessorin Dr. Gudrun Gleba.
Die Historikerin sah die Klosterlandschaft Westfalens, in der in enger nachbarschaftlicher Verflechtung alle Orden vertreten waren, in ihrer monastischen Geschichte stets inmitten ihres Umfeldes. Die Klöster, die als Stätten von Spiritualität und Lehre ebenso wie als örtlicher Wirtschaftsfaktor für Handei und Handwerk eine Rolle spielten, wurden auf Grund der päpstlich genehmigten Reformen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts „an Haupt und Gliedern erneuert“. Dabei habe, so Professorin Gudrun Gleba, der reformfreudige Abt von Bursfelde seine Kongregation zu einem Musterkloster entwickelt, an dem andere sich orientieren konnten. So entstanden für alle Reformklöster verbindliche Statuten, die die personelle Struktur ebenso reglementierten wie das geistliche Leben. Die Verwaltung wurde zu buchmäßiger Haushaltsführung verpflichtet, so dass die Reform nach innen und außen wirkte.
An anschaulichen Beispielen von Klöstern aus der Nachbarschaft erläuterte die Wissenschaftlerin die Auswirkung der Reform als durchgreifenden Ordnungsfaktor, der auch eine Wiederbelebung von Archiven, Schulen und baulichen Initiativen mit sich brachte. Die Reorganisation habe in Krisenzeiten neue monastische Identität vermittelt und die Klöster gegenüber dem Ansturm der neuen reformatorischen Lehre gestärkt.
Professor Dr. Johannes Meier dankte als Veranstalter im N amen der VHS Reckenberg-Ems und des.Freundeskreises Propstei Clarholz der Vortragenden. Rückblickend zeigte er sich erfreut über die gute Resonanz der Vortragsreihe, die unter dem Stichwort „Lebendiges Mittelalter“ eine Brücke vom Heiligen Bonifatius bis ins 16. Jahrhundert geschlagen hatte.