Clarholzer wollte Bischof werden
Herzebrock-Clarholz (ug). Ein dramatisches Kapitel heimischer Kirchengeschichte des späten Mittelalters blätterte im Rahmen der gegenwärtigen Vortragsreihe in der Zehntscheune der münsterische Archivar und Historiker Dr. Horst Conrad auf.
In einem spannenden Vortrag schilderte Conrad die turbulenten Ereignisse von 1204/04 rund um die Doppelwahl zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs von Münster, Hermann II. von Katzenellenbogen. Vor dem Hintergrund der reichsgeschichtlichen Ereignisse im Thronstreit zwischen Welfen und Staufern stellte der Vortragende den Wettlauf zweier Bewerber um das Bischofsamt dar, die von den widerstreitenden Parteien unterstützt wurden.
Dabei zeichnete Dr. Conrad den Clarholzer Propst Friedrich als einen von Ehrgeiz zerfressenen Menschen, der mit aller Macht und guten Verbindungen zur Familie der Tecklenburger, der er offenbar auch entstammte, zum Ziel strebte. Die Wahlkanoniker stimmten jedoch mehrheitlich für den Staufer-Symphatisanten Otto von Oldenburg. Und da der Vorgang von Papst Innozenz III. auch kirchenrechtlich abgesegnet worden war, blieb Friedrichs Niederlage korrekt.
Der fachkundige Archivar, der sich auf zahlreiche authentische Unterlagen stützte und ihre lateinischen Texte als Belege zitieren konnte, schilderte im Folgenden, wie der als Propst schließlich abgesetzte Friedrich von Clarholz weiter nach Höherem strebte. Obwohl der Papst die Unterstellung korrigiert hatte, der Bewerber sei unehelicher Geburt und daher nicht wählbar, blieb auch Friedrichs Kandidatur als Abt von Corvey erfolglos. Friedrich, die erste mittelalterliche Persönlichkeit der Stiftsgeschichte, die im Detail fassbar wird, gab jedoch auch im Alter keine Ruhe. Schließlich führte sein blinder Ehrgeiz dann doch noch zum Ziel: 1226 wurde er Abt von Knechtsteden.
Für diesen grundlegenden Beitrag zum 800. Jubiläum der münsterischen Bischofswahl und ihrer Clarholzer Beteiligung dankte Professor Dr. Johannes Meier unter dem Beifall der zahlreichen Zuhörer im Namen der VHS Reckenberg-Ems und des Freundeskreises Propstei Clarholz Dr. Horst Conrad.