Aus „Die Glocke“ vom 19. Mai 2007

Barocke Musik fingerfertig präsentiert

Herzebrock-Clarholz (gi). Propst Elbert Wilhelm von Kückelsheim schien höchst zufrieden aus seinem Bilderrahmen im Kapitelsaal der Propstei Clarholz auf die jungen Musiker herab zu blicken, die da in seinem ehemaligen Repräsentationsraum ein Konzert barocker Kammermusik boten. So oder so ähnlich muss es wohl geklungen haben, wenn er mit seinem Konvent seinerzeit der Musik lauschte.

Thomas Kügler schloss in Münster das Studium der Block- und Traversflöte ab und unterrichtet seither in den entsprechenden Fächern am Konservatorium Luxemburg. Er stellte sich am Donnerstagabend solistisch in einem anspruchsvollen Programm mit Kompositionen von Bach, Telemann und Müthe vor und wurde von der Cembalistin Nino Saakadze aus Georgien am Cembalo begleitet.

Eine musikhistorisch bemerkenswerte Version von Johann Sebastian Bachs Triosonate, die von der ursprünglichen Orgelfassung auf die Flöte umgeschrieben wurde, hörte man mit der Sonate d-moll BWV 527. Zwei schnelle Sätze umschließen das wortwörtlich „dolce“ genommene Adagio und erreichen in ihrer gleich bleibenden Dreistimmigkeit alle nur denkbaren Ausdrucksmöglichkeiten.

Über das Flötensolo von Georg Philipp Telemanns kurzer Fantasie e-moll erreichte Thomas Kügler im virtuos dahin stürmenden Presto-Satz, mit dem der geschäftstüchtige Komponist brilliert, einen faszinierenden Höhepunkt seiner Kunst. Da bewunderte man die Fingerfertigkeit, die mühelos die dahin stürmenden 32stel-Noten bewältigte, die ungetrübte Transparenz des Klangs auf den nachgebauten historischen Instrumenten englischer Machart, die schmiegsame Übereinstimmung mit dem zwar recht schulmäßig, immer aber doch exakt betreuten Cembalopart von Nino Saakadze. Schließlich handhabte der Solist mit gleicher Perfektion die lange Zeit als Schulinstrument verpönte Blockflöte mit ihren bald spitzen Naturtönen, bald sonorer Klangfülle.

Der Flötenkünstler, der zum besseren Verständnis das eigene Konzertprogramm und seine Komponisten in kurzen Einführungen vorstellte, brillierte schließlich mit einer Komposition von Johann Gottfried Müthel, die mit ihren kontrastreichen Figuren, rasanten Läufen und Sprüngen schon über die Barockzeit hinaus in die beginnende Klassik weist.

Müthels tänzerischem Allegro folgte der beruhigt ausschwingende Cantabile-Schlusssatz und beendete zusammen mit zwei gern gewährten Bach-Zugaben eine beglückende Konzertstunde. Dafür dankte Hubert Maibaum im Namen des Freundeskreises Propstei Clarholz den sympathischen Münsteraner Künstlern, die mit ihrem Konzert einen nachwirkenden kulturellen Akzent gesetzt haben.