Aus „Die Glocke“ vom 25.11.2002

Bedeutung der Primiz für das ganze Dorfleben

Herzebrock-Clarholz (ug). Primiz in Visbeck, einem kleinen Ort im Oldenburger Münsterland: In seiner Bauernschaft Hagstedt bereitet sich ein ganzer Ortsteil auf den hohen Festtag eines seiner Mitbürger vor. Wie dies geschieht, vermittelt in allen Details ein profihaft gemachter Film der Volkskundlichen Kommission Westfalens, den die Volkskundlerin Dr. Monika Kania-Schütz in der Clarholzer Zehntscheune vorstellte.

Da sieht man Frauen des Dorfes beim Girlandenbinden, Männer, die den mit Tannengrün und Blumen dekorierten Triumphbogen vor dem Elternhaus des Primizanten aufstellen, Dörfler, die auf geschmückten Fahrrädern den Jungpriester in seiner Kutsche zur Kirche begleiten, wird man Zeuge der ersten hl. Messe und des abendlichen Segens des Hagstedter Mitbürgers.

An Hand der Video-Dokumentation stellt Dr. Kania-Schütz die Bedeutung des Heimatprimiz dar, die früher wie zumeist auch heute noch ein großes Ereignis nicht nur für den jungen Geistlichen und seine Eltern, sondern auch für die ganze Dorfgemeinschaft sei und sich im Zwischenbereich von amtskirchlichen Ritual und laienhaftenFestelementen bewege.

Mit der Heimatprimiz, die in ländlichen Regionen eindrucksvoller ausfalle als in städtischen Bezirken werden – so die Volkskundlerin – wesentliche Inhalte der katholischen Lehre feiernd interpretiert. Eltern, Nachbarn und Gemeinde erführen durch die Primiz eine Aufwertung und feiern sich damit gleichsam auch selbst. Dr. Kania-Schütz erinnerte an die Primizfeiern des Kardinals Clemens August von Galen, aber auch des Papstes Johannes Paul XXIII., der bei seiner letzten Polenreise den Ort seiner Heimatprimiz aufgesucht und damit die Bedeutung betont hatte, die das lange zurückliegende Ereignis für ihn bis heute ausmachte.