Sopran voller Leuchtkraft und Schönheit
Hedwig Voß singt in der Laurentius-Kirche
Herzebrock-Clarholz (gl). Für ein beeindruckendes Finale zum Ausklang jenes Jubiläumsjahres, das mit vielerlei Veranstaltungen an das schmerzliche Ereignis der Aufhebung des Prämonstratenserklosters Clarholz von 1803 erinnerte, sorgte am Sonntag ein geistliches Konzert in der St. Laurentius-Kirche.
Dazu entbot Pfarrer Joseph Kemper in dem kürzlich grundlegend renovierten Gotteshaus von der Kanzel herab den zahlreichen Mitwirkenden und Zuhörern ein herzliches Willkommen. Ihnen vermittelte als Sprecher und Mitveranstalter des Freundeskreises Abtei Clarholz Prof. Dr. Johannes Meier eine Erinnerung auf das Jubiläumsjahr und eine Einführung in das nachfolgende Programm, dessen Hauptwerk in der unmittelbaren Tradition klassischer prämonstratensischer Musikkultur steht: die Missa brevis in g des Haslacher Generalabtes Nikolaus Betscher (1745 bis 1811).
Dieses eindrucksvolle, in seiner Grundstimmung durchaus frohe Opus, das Anklänge an Betschers Vorbild Michael Haydn nicht leugnet, erklang in einer Art regionaler Erstaufführung als Höhepunkt und Abschluss des anderthalbstündigen Konzertes auf hohem Niveau.
Nach den vorausgegangenen vier Musikwerken führte Peter Baretzky das kleine Orchester, den Chor der Abteikirche Hamborn und den mit ihm vereinigtem Cantemus-Chor Duisburg-Rahn zu Gipfelleistungen. Dabei gebührt ein Sonderlob den in anderen Chören zumeist schwach bestückten Männerstimmen.
Vom einleitenden Kyrie mit sanft unterlegter Streicherunterstützung der Batzdorfer Hofkapelle bis zum kraftvoll jubelnden Finale lieferte die Chorgemeinschaft unter der gestenreich inspirierenden Leitung ihres Dirigenten ein eindrückliches Profil, bestach durch ausgeprägte Musikalität ebenso wie durch stimmliche Ausgeglichenheit.
Die dynamischen Schattierungen reichten vom zarten Auftrag bis zur majestätisch-kraftvollen Amen-Fuge und dem innigen „Dona nobis pacem“. Der 80 Mitwirkende umfassende, vorzüglich geschulte Chor meisterte kühne harmonische Verdichtungen, die in überzeugende Klangsinnlichkeit umgesetzt wurden. Die sensibel reagierenden Streicherinnen der Batzdorfer Hofkapelle mit einem erstklassigen Könner am ersten Pult schufen geschmackssicher den grundierenden Klangteppich.
Im vokalen Solistenquartett ließ – nach längerer Zeit zurückgekehrt – Hedwig Voß, geb. Westhoff-Düppmann, aus Lette ihren an Leuchtkraft und Schönheit noch gewachsenen Sopran kultiviert mit liedgestalterischer Perfektion erklingen. Ihr Ehemann Henning Voß, begabt mit der außerordentlichen Stimmrarität eines wohlklingenden Altus, war ebenso verlässlich zur Stelle wie Achim Kleinlein im präzis gestalteten Tenorpart und Ralf Grobe mit sicher geführtem Bass. Das Konzert, dem Mozart mit der Serenata notturna in D (KV 239) und der Sonate in C (KV 263) heitere Glanzlichter einbrachte, hatte zuvor schon mit dem tiefernsten Tableau des Te Deum in D von Nikolaus Betscher aufhorchen lassen. Das Publikum war hellauf begeistert, feierte alle Mitwirkenden mit anhaltendem Beifall und wurde belohnt mit der Wiederholung des Eingangssatzes der Missa brevis.
Dr. Ulrich Gehre