Aus „Die Glocke“ vom 28.10.2003

Leben unter dem Krummstab
Buch gewährt Einblick in die Klostergeschichte

Herzebrock-Clarholz (ug). Wahrhaft Dramatisches ereignete sich am gestrigen Montag vor genau 200 Jahren in Clarholz: Hofrat Dr. Thulemeyer drang im Auftrag des Grafen Moritz Casimir II. zu Bentheim-Tecklenburg unter militärischer Begleitung in den Speisesaal des Prämonstratenserklosters Clarholz ein und vertrieb auf Grund des Reichs­deputations­haupt­schlusses den Prior und seine Konventualen aus ihrem Anwesen.

Genau an eben dieser Stelle vollzog sich – gleichsam symbolisch mit dem Blick auf das historische Datum – die Präsentation des Buches „Leben unter dem Krummstab“, in dem Prof. Dr. Johannes Meier und Jochen Ossenbrink als Herausgeber die Verhältnisse in den zum Kloster gehörigen Kirchspielen Clarholz, Lette und Beelen im 18. Jahrhundert schildern.

Prof. Meier zitierte den Augenzeugenbericht über die Vertreibung der Mönche nach einem Dokument aus dem Wiener Staatsarchiv, erinnerte sich seiner beruflichen Motivation, die in der kleinen Welt des Heimatdorfes Clarholz seine Liebe zur Geschichte gefördert hatte. Jochen Ossenbrink, der sich an Hand erhaltener Inventare und Eigentumsprotokolle vorwiegend mit der wirtschaftlichen Situation des Klosters befasste, stellte die einzelnen Abschnitte des neuen Buches und die Mitautoren Ursula Olschewski, Inga Kleinschmied und Jörg Wunschhofer vor.

Sein Dank galt dem Verlag für Regionalgeschichte, in dem „Leben unter dem Krummstab“ erschienen ist, vor allem aber der Volksbank Clarholz-Lette-Beelen. Als deren Sprecher hatte Gottfried Pavenstädt die Besucher im hoffnungslos überfüllten Kapitelsaal der Propstei begrüßt und auf das dreifache Jubiläum hingewiesen, das das heimische Kreditinstitut zur Förderung dieses Buches veranlasst hatte: 100 Jahre Volksbank, deren Zuständigkeitsgebiet sich heute mit dem einstigen Klosterareal deckt, 200 Jahre Säkularisation und rund 300 Jahre Barockbau der Propstei. Dabei hoffte Pavenstädt auf ein reges Interesse für das Buch, das er als einen Beitrag zur Förderung des Geschichtsbewusstseins dieser Region versteht.

Die Buchpräsentation wurde stilvoll umrahmt durch Barockmusik, die das Bläserquintett der Familie Ellendorff in gewohnter Perfektion darbot.