Wer keine Wurzeln hat, fällt um
Museum in der Kellnerei erinnert an „Leben, Kunst und Frömmigkeit im Kloster Clarholz“
Herzebrock-Clarholz (ja). Mit einem Festgottesdienst in der St.-Laurentius-Kirche, einem Festakt im Kapitelsaal der Propstei Clarholz und der Segnung durch den Generalabt des Prämonstratenserordens, P. Thomas Handgrätinger OPraem, aus Rom wurde am Sonntag das „Museum in der Kellnerei“ eröffnet (die NW berichtete).
300 Jahre und fünf Tage nachdem Propst Elbert von Kückelsheim als barocker Bauherr der Klosteranlage die letzte Rate von insgesamt 1.120 Reichstalern an den Lippstädter Baumeister Nicolaus Wormstich geleistet hat.
Während der vergangenen fünf Jahre hat es sich der „Freundeskreis Propstei Clarholz“ zur Aufgabe gemacht, in den historischen Räumen des „Kellners“, der für die klösterliche Wirtschaftsführung zuständig war, ein „Museum in der Kellnerei“ einzurichten. Bei der schrittweise durch den Verein erfolgten Instandsetzung der vom Fürstenhaus zu Bentheim-Tecklenburg gemieteten Räumlichkeiten konnte sich Restaurator Werner Schumacher auf die im Landesarchiv und beim Denkmalamt hinterlegten Pläne des barocken Gebäudes von vor 300 Jahren stützen. Das Ergebnis spiegelt zwei Zustände des Gebäudes wider: vor und nach der Säkularisation von 1803.
Warum dieses Museum? Weil ein Mensch, der keine Wurzeln hat, umfällt, begründete Prof. Dr. Johannes Meier, wissenschaftlicher Mentor und Gründungsmitglied des „Freundeskreises Propstei Clarholz“ während des Festaktes die Motivation und Zielsetzung für das ehrgeizige Projekt.
Die 44 auf Zeit zusammengeführten Exponate stammen alle aus Clarholz und Lette und sollen der Bevölkerung das christliche Leben ihrer Vorfahren vor Augen führen. In drei Stationen führt die Ausstellung in die Themenbereiche „Kultur und Lebensart eines westfälischen Adelsklosters im 17./18. Jahrhundert“, „Erinnerung an die Erbauung der Propstei von 1705 bis 1707“, „Frömmigkeit und das geistliche Leben im Kloster“. Untergebracht ist das „Museum in der Kellnerei“ im Seitenflügel des Klosters.
Sie beginnt in der Küche, von wo aus man über eine kleine Treppe zur Tür des nicht begehbaren Speiseraums des Gesindes gelangt. Darüber wurden Fragmente vom Torbogen der von Propst Jodokus von Odeneel (1753-1832) errichteten Schule in der Bauerschaft Heerde angebracht mit der lateinischen Inschrift „Das Lob des Kleinen erhöre der Schöpfer des Alls“. Links davon kommt man in den Raum des Cellerars, in dem neben dem Porträt und Wappen des Reformpropstes Bernhard von Kerkering ein Schrank und ein Leuchter aus dem 17. Jahrhundert zu sehen sind. Mörser, Lebensmittelrechnungen, medizinische Rezepte und drei Exemplare der Handpostille des Leonhard Goffinée weisen auf das damalige Leben hin.
Ober eine Treppe gelangt man in den ersten Stock und einen Raum, den der barocke Baupropst Elbert von Kückelsheim dominiert: Porträt, Wappen, Bauvertrag, Flurpläne und liturgische Objekte runden ab.
Von besonderer Bedeutung ist laut Johannes Meier der anschließende Flurraum, der der Spiritualität und Frömmigkeit der Prämonstratenser vorbehalten ist: Exponate zur Kreuzigung und Passion Christi weisen auf die Vision des Ordensgründers hin, die Heilsgeschichte ist in Gemälden dargestellt. Der letzte Teilraum im Obergeschoss gilt den lokalen Patronen und Heiligen sowie der barocken Heiligenverehrung.
Die Ausstellung „Leben. Kunst und Frömmigkeit im Kloster Clarholz“ ist bis zum 27. Oktober samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung (Tel. 0 52 45-56 46) zu sehen. Im Anschluss sollen die Räume für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden, so Prof. Dr. Werner Freitag, 1. Vorsitzender des „Freundeskreises Propstei Clarholz“.