Leuchtende Gärten
Einweihung der Gärten und Höfe der Klosteranlage war ein imposantes Schauspiel
Herzebrock-Clarholz (ja). „Werfen Sie Ihre dunklen Gedanken in die Gräfte und erfahren Sie Geschichte mit allen Sinnen“, empfahl Heiner Schürmann vom Heimatverein Clarholz den unzähligen Besuchern, die am Samstag zur barocken Klosteranlage nach Clarholz gekommen waren, um die Präsentation der wieder hergestellten Gärten und Höfe mitzuerleben.
Vielen wurde „grün und blau vor Augen“ – aber nur als Folge der Lichtinszenierungen (vgl. Abbildung), mit denen die Gärten, Höfe und Gebäude präsentiert wurden. Auf die Klostergeschichte und ihre Bedeutung für den Ort ging Heiner Schürmann kurz ein, bevor er die Klosteranlage und ihre Einbettung in die münsterländische Parklandschaft beschrieb. „Gartenkunst als Spiel mit den Sinnen, durch den Verstand geordnet“ sollte der Abend deutlich werden lassen. Dazu gab es ein musikalisches Rahmenprogramm aus drei Jahrhunderten, für dessen Konzept Hans-Hermann Jansen von der Gesellschaft für Musikfreunde der Abtei Marienmünster und Dozent an der Musikhochschule Detmold verantwortlich zeichnete.
Die zweiflügelige Treppe vor der ehemaligen Prämonstratenserpropstei, der Ehrenhof, der Kapitelsaal in der Propstei, der frühere Kreuzgang zwischen Laurentiuskirche und Konventhaus, die Terrasse am Konventhaus und der Propsteigarten waren Schauplätze für unterschiedliche, zeitversetzt aufgeführte kürzere Musikdarbietungen, denen man zuhören konnte, während man durch die Anlage wanderte.
Zu Beginn schmetterte ein Blechbläserquartett eine Fanfare von der Propsteitreppe, von der aus Bürgermeister Jürgen Lohmann alle Anwesenden begrüßte, darunter zahlreiche Gäste aus der Lokal- und Regionalpolitik, vom Fürstenhaus Bentheim-Tecklenburg, Freundeskreis Propstei, Landschaftsverband Westfalen-Lippe und aus der niederländischen Partnergemeinde Steenwijker Land. Das „Huxori-Renaissance Consort“ unter der Leitung von Walter Grabski spielte auf historischen Streich- und Holzblasinstrumenten zum Tanz auf, während die „Voice Pearls“, eine Vokalformation aus Ostwestfalen, unter anderem an die „Comedian Harmonists“ erinnerten.
Wie eng die Verbindungen zwischen weltlicher und geistlicher Musik in der Barockzeit waren, führte das Sängerquintett „Col Voc“ aus Detmold und Leipzig vor. Jazzimpressionen interpretierte Andreas Laux auf dem Saxophon. Den warmen Klängen des Marimbaphones von Reinhard Klinkemeier konnte man im Ehrenhof lauschen.
Ein besonderer Höhepunkt waren die „Klanglichter“, die die Gartenfassade des Propsteigebäudes in Szene setzten: Zu ruhiger elektronischer Musik wurde die Fassade unterschiedlich angestrahlt, Prismen in verschiedenen Formen wanderten über sie hinweg. Eine angestrahlte Fontäne setzte einen Akzent im Inselgarten, der ansonsten im Dunkeln lag. Rote Leuchtbögen aus Windlichtern ließen die Gräfte in ungewöhnlichem Licht erscheinen. Während die Gebäude mit wechselndem künstlichem Licht betont wurden, erhellten Fackeln und Feuer die Garten- und Hofbereiche.
Mit „Schläglpils“, von Mönchen der Prämonstratenserabtei Schlägl gebraut, und deftigen klösterlichen Speisen konnte man neben dem Hör- und Sehgenuss auch für den Geschmackssinn etwas tun.
Die Licht- und Klanginszenierung der Klosteranlage geht auf Ideen eines Gremiums zurück, dem Mitglieder der Freundskreises Propstei Clarholz, des Heimatvereins Clarholz, des Fachbereichs Bau und Umwelt der Gemeindeverwaltung und der Gemeindearchivar Eckhard Möller angehören. Die „Klanglichter“ wurden realisiert von Axel Neuhaus (Gemeindeverwaltung) zusammen mit „Musicbox“ und „project one“ aus Bielefeld. Die organisatorische Durchführung lag bei der Gemeindeverwaltung.