Aus „Neue Westfälische“ vom 28.10.2003

Leben unter dem Krummstab
Buchvorstellung im Kapitelsaal der Propstei in Clarholz

Herzebrock-Clarholz (eha). Der Kapitelsaal in der Propstei Clarholz bot ein feierliches Ambiente für die Vorstellung des Buches, das die Volksbank Clarholz-Lette-Beelen zu ihrem 100jährigen Bestehen der Öffentlichkeit präsentierte. „Leben unter dem Krummstab“ ist es betitelt und beschreibt das Leben in den drei Kirchspielen während des 18. Jahrhunderts. Der Zeitpunkt des Erscheinens konnte nicht besser gewählt sein, denn das Prämonstratenserkloster Clarholz wurde vor 200 Jahren, genau am 27. Oktober 1803, aufgelöst – die derzeit im Haus Samson befindliche Ausstellung zur Säkularisation im Kreis Gütersloh streift dieses Geschehen.

Verantwortlich für die Herausgabe zeichnen Jürgen Ossenbrink und Prof. Dr. Johannes Meier, dessen Vater langjähriger Direktor der Clarholzer Volksbank war. „Religion und Kirche, Kultur und Kunst, Gesellschaft und Wirtschaft – die Tradition lebt im Geschäftsbereich der Volksbank weiter“, spannte Ortsvorsteher Gottfried Pavenstädt den Bogen und bezeichnete die Publikation als einen „wesentlichen Beitrag zum Geschichtsbewusststein dieser Region“.

Professor Dr. Johannes Meier verlas das „actum“, in dem beschrieben wird, wie die Kapitulare gezwungen wurden die Propstei „gutwillig“ zu räumen. In seinen „persönlichen Gedanken“ beantwortete der heute in Koblenz lebende 1. Vorsitzende des „Freundeskreises Propstei Clarholz e.V.“ die Frage wie man dazukomme, Kirchenhistoriker zu werden: „Man muss aufwachsen in einem Ort wie Clarholz.“

Mitherausgeber Jürgen Ossenbrink ging in seinem Vortrag kurz auf Inhalte und die Co-Autoren ein, die an dem im Verlag für Regionalgeschichte erschienenen Buch beteiligt waren. Zeitlich überspannt das Werk vier Hälften des 17. und des 18. Jahrhunderts, es beschäftigt sich mit der Wende zum Barock, erklärt die Entstehung einer modernen Seelsorge, beschreibt die Bautätigkeit in und um das Kloster in Clarholz und behandelt den Einfluss der Aufklärung bis zum Umsturz.

Autorin Ursula Olschewski widmet sich in ihrem Beitrag den geistlichen und weltlichen Mitgliedern der Bruderschaft und portraitiert ein Stück Volksfrömmigkeit auf dem Lande. Inga Kleinknecht erforscht die jüngst wiederhergestellte barocke Gartenanlage des Klosters, während der Beitrag von Jörg Wunschhofer die Beelener Höfe und Häuser im ausgehenden 18. Jahrhundert thematisiert.

Ausführlich geht Jürgen Ossenbrink in dem Buch auf den Gutsbetrieb und das wirtschaftliche Klosterleben ein, das zu Spitzenzeiten an die 300 abgabepflichtige Häuser und Höfe vereinte. Viele interessante Informationen, die sichtbar noch an Hausinschriften bis in unsere Zeit reichen, sind in dem 600 Seiten starken Buch zusammengefasst und durch die Mithilfe vieler Bürger bebildert worden. „Ein Gemeinschaftswerk“, war sich Gottfried Pavenstädt sicher, „das sich vortrefflich als Weihnachtsgeschenk eignet.“