Rundbrief vom 9. August 2003

Koblenz, den 9. August 2003
Vigil des Laurentius-Festes

Liebe Mitglieder und Freunde,

am Beginn dieses Jahres schrieb uns Studiendirektor Hubert Maibaum, den meisten durch unsere Studienfahrten auf den Spuren der Prämonstratenser wohlbekannt, das folgende Geleitwort mit einem Chronogramm für 2003:

 

sanCtI norbertI aVXILIo
IstIVs ItInera seqVentes
res gestas orDInIs CanDIDI CognosCentes
aVgeatVr nostra reVerentIa

 

Auf manche Weise haben sich diese Wünsche für den Freundeskreis Propstei Clarholz in den vergangenen Monaten schon erfüllt. Die beiliegenden Presseberichte lassen an vielen schönen Erfahrungen nochmals Anteil nehmen. Persönlich habe ich als wunderbar im wahren Sinn des Wortes erlebt, daß ich auf unserer Reise zu den Wurzeln des Prämonstratenserordens, die von den Damen Jacqueline Danysz und Martine Plouvier mit Herrn Maibaum so exzellent vorbereitet worden war, vor der Kathedrale von Laon meinen Freund Nico Lettinck aus Amsterdam wiedertraf. Wir waren beide an diesem Tag zum ersten Mal in unserem Leben in Laon. Professor Lettinck hatte im Herbst 1999 beim Seminar „Kirchengeschichte in der Zehntscheune“ gesprochen über die „Devotio moderna – eine religiös verbindende Bewegung in den Niederlanden und Nordwestdeutschland“. Ehe er nach Burgund weiterfuhr, besichtigte Nico dann mit uns die Stiftskirche St. Martin in Laon, nach Prémontré die zweite Gründung des Ordens. Wir waren uns einig, daß wir diese Begegnung dem hl. Norbert verdanken.

Jene von Ihnen, die an der Mitgliederversammlung teilgenommen haben, werden sich daran erinnern, daß der Freundeskreis im östlichen Bereich des Ehrenhofes vor dem Propsteigebäude eine Georadaruntersuchung hat durchführen lassen. Ihr Ziel war es, nach Fundamenten von drei Gebäuden zu suchen, die hier in der Klosterzeit gestanden haben und nach der Säkularisation abgebrochen wurden: die Alte Propstei, das Back- und Brauhaus und die Milchökonomie. Über die Resultate der Untersuchung informiert Sie der beigelegte Fachbericht. Das Ergebnis hat es ermöglicht, daß nunmehr in der Rasenfläche vor dem barocken Propsteigebäude die Umrisse der mittelalterlichen „Alten Propstei“ dargestellt sind. Fundamente des Back- und Brauhauses und der Milchökonomie ließen sich freilich mit der Georadarmethode nicht mehr nachweisen.

Eine einzigartige Erfahrung war für uns die Teilnahme am Ökumenischen Kirchentag in Berlin. Wir haben dort ein historisches Ereignis erlebt. Berlin war in diesen Tagen anders als sonst: „Das große Fest der Christen hat die Stadt verzaubert“, schrieb der „Tagesspiegel“ am 1. Juni. In einer dichten Atmosphäre des Glaubens, der Zuversicht, der frohen und zugleich ernsthaften Begegnung kamen wir an unserem Stand mit Hunderten von Menschen ins Gespräch. „Clarus hortus“, leuchtender Garten, die Bezeichnung des Klosters Clarholz im Schäftlarner Katalog der Prämonstratenserklöster vom Jahre 1270, stand an der Blende, und die prächtigen Dias, die die Klosteranlage im Wechsel der Jahreszeiten vergegenwärtigten, lockten zur Betrachtung. Unser Vorhaben, ein vor 200 Jahren säkularisiertes Kloster kulturell und sakral wiederaufzuwerten, fand viel Sympathie. Dutzende unter den Besuchern erzählten uns, daß sie schon einmal oder öfter durch Clarholz gekommen sind, ohne je von dem Kloster etwas gesehen zu haben – das alte Lied! Wir konnten sie aufklären und zu einem Besuch beim nächsten Mal motivieren. Es gab auch manches Wiedersehen – mit den in Berlin lebenden Geschwistern Falkenstein, mit jener Frau aus Niedersachsen, die in den fünfziger Jahren von Lehrer Gräler in der Evangelischen Volksschule unterrichtet worden war, mit Schülern des Einstein-Gymnasiums in Rheda und Leuten von „Jung-Kolping“ aus Herzebrock, mit den Hamborner Prämonstratensern … Es wäre noch viel mehr zu erzählen. Daß dies alles möglich wurde, verdanken wir in ganz besonderer Weise unserm Mitglied Rektor Heiner Schürmann, dem Vorsitzenden des Clarholzer Heimatvereins. Er hat das Standkonzept entworfen, das sich ohne Probleme in der Nachbarschaft von „Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg“, „Kirchliche Stiftung Kunst Magdeburg“ und der „Gesellschaft zur Förderung des Wiederaufbaus der Frauenkirche Dresden“ behaupten konnte. Heiner, auch an dieser Stelle nochmals ein von Herzen kommendes „Danke“!

Im August vor 200 Jahren bedrückten den Konvent des Clarholzer Klosters bereits böse Ahnungen. Marienfeld und Liesborn waren um diese Zeit schon von preußischen Kommissaren beschlagnahmt. Der damalige Erbgraf kündigte in Rheda auf offener Straße mit zynischen Worten an, den Klöstern stehe die letzte Ölung bevor. Propst Jodokus van Oldeneel und seine rechte Hand, der Jurist Carl Bernhard Joseph Temme, der Vater des damals fünfjährigen Jodokus Temme, bereiteten die Klage beim Reichshofrat in Wien vor. Als das kaiserliche Mandat vom 24. November eintraf, das dem Grafen die Säkularisation des Klosters und jede Anwendung von Gewalt untersagte, war es bereits zu spät.

Mit einer Ausstellung, einem Kolloquium, einer Buchvorstellung und einem Geistlichen Konzert wollen wir im Oktober und November an diese Geschehnisse erinnern. Die einzelnen Termine finden Sie in unserem nochmals beiliegenden Jahresprogramm. Vorher aber wollen wir miteinander in den Klostergärten feiern! Herzlich willkommen am 13./14. September!

Übrigens: Unser Gründungsmitglied Gottfried Pavenstädt-Westhoff, damals (1996) Bürgermeister der Gemeinde Herzebrock-Clarholz und langjähriger, auch derzeitiger Vizebürgermeister, vollendet genau am Tag zuvor, dem 12. September 2003, sein 65. Lebensjahr. Die Einweihung der Gärten ist auch ein Stück Lohn seiner unschätzbaren und oft unsichtbaren geduldigen Arbeit für sein geliebtes Clarholz. Sie können ihm die größte Freude machen, wenn Sie zu diesem Ereignis in die Klostergärten kommen und natürlich auch, wenn Sie die Arbeit des Freundeskreises mit einer Spende für die großen Aufgaben, die im Propsteigebäude auf uns warten, unterstützen.

So grüße ich Sie mit einem herzlichen: Auf bald!

Ihr Johannes Meier.