Liebe Mitglieder und Freunde,
Der Sommer neigt sich seinem Ende zu und bietet traditionell Anlass zum Rück- und Ausblick auf die diesjährigen Aktivitäten unseres Freundeskreises Propstei Clarholz. Das zwölfte Vereinsjahr wird geprägt vom 875-jährigen Jubiläum der Orte Clarholz und Lette, deren Gründung mit der Errichtung der Prämonstratenser Klöster im Jahr 1133 durch Rudolf von Steinfurt zurückzuführen ist. Die Geschichte der Klosterstiftung wird auf einem Gemälde dargestellt, dessen Entstehung auf das Ende des 17. Jahrhunderts geschätzt wird. Seit dem 18. Mai präsentiert es sich als „Hingucker“ mit aufgefrischten Farben und wieder erkennbaren Details im ersten Raum des „Museums in der Kellnerei“. Vorangegangen war eine mehrmonatige behutsame Restaurierung des stark gedunkelten und teilweise beschädigten Gemäldes durch die Restauratorin Malgorzata Eichholz-Maj. Um es vor weiterem Zerfall zu schützen und es als Bestandteil der Ortsgeschichte für nachfolgende Generationen zu erhalten, hat sich der Freundeskreis Propstei Clarholz mit Zustimmung des Besitzers, dem Fürstenhaus zu Bentheim-Tecklenburg, um die Restaurierung bemüht. Finanzielle Unterstützung gab es dabei auch durch den Kulturausschuss der politischen Gemeinde. Bürgermeister Jürgen Lohmann begrüßte während der offiziellen Vorstellung des restaurierten Bildes die Initiative des Freundeskreises, der damit „ein Stück Ortsgeschichte gerettet“ habe. Dem Fürstenhaus dankte er für die zunächst auf 25 Jahre ausgelegte Leihgabe, während der das Gemälde im „Museum in der Kellnerei“ der Öffentlichkeit zugänglich ist. Es ist ein wichtiger Bestandteil des im Vorjahr eröffneten und im weiteren Aufbau befindlichen Museums. Falls noch nicht geschehen, können Sie sich noch bis Oktober sonntags von 15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung (Telefon: 05245-5646), davon einen Eindruck verschaffen. Bis dahin lohnt auch die Ausstellung „Los Angeles“ einen Besuch. Die Engel und Heiligen auf den Gemälden im Cusco-Stil des 17. und 18. Jahrhunderts ziehen den Betrachter hinein in die Geschichte des im 15. Jahrhundert von Spanien eroberten südamerikanischen Landes Peru. Sie stammen aus der Sammlung des Everswinkler Organisten Wolfgang Lindner. Die Beschränkung der offiziellen Besuchszeiten für das „Museum in der Kellnerei“ auf den Sonntag hat sich in Kombination mit zahlreichen individuell vereinbarten Besichtigungen und Führungen durch das Museum und die Klosteranlage bewährt. Den dabei aktiven Personen gilt der Dank des im Februar neu gewählten Vorstandes. Weitere Personen, die einmal die Museumsaufsicht übernehmen möchten, suchen wir auch mit Blick auf das kommende Jahr ständig. Bitte melden Sie sich unter Telefon 05245-5646.
Unbedingt vormerken sollten Sie sich den Sonntag, 12. Oktober: Um 18 Uhr wird Wolfgang Lindner, Komponist und Kirchenmusiker, der die aktuelle Ausstellung im Museum bestückt hat, in der Clarholzer Pfarrkirche St. Laurentius ein außergewöhnliches Orgelkonzert geben. An der Sauer-Orgel wird er barocke Orgelschätze aus den Jesuitenmissionen in Bolivien und Paraguay sowie eine eigene Komposition uraufführen.
Ebenfalls vormerken können Sie sich zuvor die Autorenlesung „Flugzeiten“ mit der Gütersloherin Dagmar Chidolue am Tag des offenen Denkmals, Sonntag 14. September, um 18 Uhr im Kapitelsaal (s. beiliegende Information). An diesem Tag, der unter dem Schwerpunktthema „Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie und Bauforschung“ steht, wollen wir mit bewährten Führungen um 13 und 16 Uhr die Propstei erfahrbar machen. Die Clarholzer Landfrauen bieten Kaffee und Kuchen im Konventhaus an.
Ab dem 23. Oktober wird die in Zusammenarbeit mit der VHS Reckenberg-Ems veranstaltete Reihe „Kirchengeschichte in der Zehntscheune“ an vier aufeinander folgenden Donnerstagen fortgesetzt. Die 16. Reihe steht unter dem Thema „Die katholische Aufklärung in Westfalen. Pastorale Konzepte, Frömmigkeit und Bildungsoffensive am Ende des 18. Jahrhunderts“ (s. beiliegende Information).
Und nun noch ein Blick auf zurückliegende Höhepunkte im Programm des Freundeskreises, dessen Auftakt eine Bildandacht in der Fastenzeit mit Prof. Dr. Günter Lange in der Pfarrkirche St. Laurentius machte. Wie vielfältig, weit verzweigt und zum Teil heute noch nachvollziehbar und wirksam die Geschichte des ehemaligen Prämonstratenserklosters Clarholz im europäischen Kontext ist, veranschaulichte Prof. Dr. Johannes Meier in einem Vortrag während der Jahreshauptversammlung des Vereins für Westfälische Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn, am 29. März im Konventhaus. Um den Einfluss der in der Vergangenheit geschaffenen Grundlagen auf unser heutiges Leben ging es unter anderem in der Tagung „Die Klöster in Westfalen nach 1815“ am 2. August im Konventhaus. Die Veranstalter, der Lehrstuhl für Kirchen- und Bistumsgeschichte an der Theologischen Fakultät Paderborn und die Historische Kommission für Westfalen aus Münster, hatten Clarholz, Herzebrock und Wiedenbrück bewusst als Austragungsorte für ihre zum vierten Mal durchgeführte Reihe gewählt, die mit Vorträgen namhafter Wissenschaftler auf großes öffentliches Interesse stieß. Etwas verpasst haben alle, die nicht zu den Lesungen und Vorträgen im Rahmen der „Kultur im Kapitelsaal“ gekommen sind. Am 29. April machte Bernward Kröger Geschichte konkret. Er ließ einen unmittelbar von den Wirren der französischen Revolution Betroffenen zu Wort kommen, dessen Emigration ab 1792 mit einem acht Jahre dauernden Exil im Prämonstratenserkloster Clarholz endete. Mit seinem „Tagebuch der Verbannungsreise“ bedankte sich Jean-Baptiste Henry beim Propst Jodokus von Oldeneel für die erfahrene Gastfreundschaft. Bernward Kröger hat das Tagebuch im Rahmen seiner Promotion überarbeitet, übersetzt und mit einer Einleitung versehen. Als zweisprachige Buchausgabe liegt es jetzt komplett und als seltenes Zeitzeugnis vor. Zwei Erzählungen des aus Clarholz stammenden Politikers, Juristen und Schriftstellers Jodocus Donatus Hubertus Temme (1798-1881) standen im Mittelpunkt der Lesung von Hedwig Herting-Droste am 5. Mai. Zwei Tage später ging es um das geistliche Erbe des Thomas von Kempen (1380-1471). Die Referentin Madzy van der Plaats vertrat die „Stichting Thomas a Kempis“ aus dem niederländischen Zwolle und bescheinigte dem Augustiner Mönch und Mystiker eine große Kenntnis menschlicher Herzen, Seelen und Schwächen. Als Verfasser der „Nachfolge Christi“ und Vertreter der „Devotia Moderna“ hatte er im 14. und 15. Jahrhundert viele Anhänger. Noch heute lassen sich daraus viele Anregungen für das alltägliche Leben entnehmen, meinte Prof. Dr. Johannes Meier, der den Vortragsabend moderierte. Der Flötist Thomas Kügler aus Münster gab den musikalischen Rahmen.
Am 18. Juli stellten Netty van den Nieuwboer-Langenkamp und Frans Wiersma von der niederländischen Stiftung „Het Monnikenspoor“ in der Zehntscheune den von Jürgen Sudhölter ins Deutsche übersetzten Wanderführer „Der Mönchspfad“ vor. Über vier Jahrhunderte machten sich die Mönche von Clarholz aus auf den Weg, um die Pacht ihrer niederländischen Besitzungen in Vollenhove an der Zuidersee im Oberstift Utrecht einzuziehen. Im handlichen Taschenformat mit Kartenausschnitten im Anhang beschreibt das Buch nach einer kurzen historischen Einführung ausgehend von Oldenzaal sieben Etappen von 18 bis 28 Kilometer mit Sehenswertem am Wegesrand. Der Mönchspfad soll die Geschichte und Besonderheiten der Orte an der Route einem breiten Publikum zugänglich machen, so die Idee der Verfasser. Eine Fortsetzung mit Wanderwegen von der niederländischen Grenze bis nach Rheda ist in Planung. Der Wanderführer ist für zehn Euro u.a. über den Freundeskreis zu beziehen. Unser zweiter Vorsitzender Hubert Maibaum sieht in dem Wanderführer eine Anregung zur Fortsetzung der in Zusammenarbeit mit der VHS Reckenberg-Ems organisierten Studienfahrten „Auf den Spuren der Prämonstratenser“. Die diesjährige 15. Studienfahrt vom 22. Mai bis 25. Juni mit Hubert Maibaum als bewährtem Reiseleiter, hatte Kirchen, Klöster und Landschaften auf der südlichen Teilstraße der Romanik zum Ziel und war die letzte große Fahrt.
Soviel zum Rückblick. Lassen Sie sich überraschen von dem Kommenden und seien Sie herzlich eingeladen zu allen noch anstehenden Veranstaltungen.
Mit herzlichen Grüßen vom gesamten Vorstand und vom Arbeitskreis Museum
Judith Ahlke, Schriftführerin