Weihnachtsbrief 2007

Liebe Mitglieder und Freunde,

wie in jedem Jahr eröffnet der Weihnachtsbrief wieder die Gelegenheit, Rückschau zu halten. Mit großem Stolz konnten wir Ihnen im Herbstrundbrief über die gelungene Eröffnung des Museums berichten; jetzt können wir die Besucherbilanz ziehen: An den Samstagen und Sonntagen von Juni bis Oktober kamen, wenn wir den Tag des Offenen Denkmals und den Tag der Eröffnung mit einbeziehen, über 900 Besucher. Das Interesse an der Geschichte des Klosters Clarholz ist also nach wie vor sehr groß. Nun ist die Ausstellung abgebaut; die Ausstellungsobjekte sind zu ihren Eigentümern zurückgekehrt. Allen Leihgebern sei an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt. Ein großes Dankeschön gebührt auch den Mitgliedern des Freundeskreises, die an den Samstagen und Sonntagen den Museumsdienst übernahmen. Erwähnen möchte ich auch die Bürgerstiftung Herzebrock-Clarholz, die uns erneut unterstützte; diesmal ermöglichte sie den Einbau einer aufwändigen Sicherheitstür.

Sie werden fragen, wie geht es mit dem Museum weiter? Ein Museum mit interessanten Ausstellungen bzw. Veranstaltungen zu nutzen, stellt für uns, die wir im Ehrenamt tätig sind, eine große Herausforderung dar. Für das Jahr 2008 gilt es, das Museum in das Ortsjubiläum „Clarholz – 875 Jahre“ einzubeziehen. In Absprache mit dem Fürstenhaus Bentheim-Tecklenburg beabsichtigen wir, das vielen von Ihnen bekannte Stiftungsbild restaurieren zu lassen. Das monumentale Bild zeigt aus der Rückschau des 18. Jahrhunderts die Gründung des Klosters Clarholz im Jahre 1133. Das übergroße Gemälde wird nach erfolgter Restaurierung nicht mehr im Vestibül der Propstei zu finden sein, sondern im Klostermuseum.

2007 gab es natürlich noch andere Aktivitäten des Freundeskreises: So werden unsere Führungen immer mehr angenommen. Ende August/Anfang September waren französische Gäste (CERP, wissenschaftliches Forschungszentrum der Prämonstratenser) auf den Spuren der Prämonstratenser in Clarholz. Eine Führung durch die Klosteranlage und ein Empfang im Kapitelsaal durch Bürgermeister Lohmann waren zwei der zahlreichen Programmpunkte. Ertragreich war das Kolloquium „Klöster und Landschaft“ im Rahmen der Reihe „Kirchengeschichte in der Zehntscheune“. Unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Meier stellten die Referenten in vergleichender Perspektive die landschaftsgestaltende Wirkung der Klöster vor: Ordensgemeinschaften prägten die sie umgehenden Landschaften und Siedlungen auf jeweils individuelle Weise. Dieses kulturräumliche Erbe wird noch heute in der Axtbachaue sichtbar. Wer die informativen Zeitungsartikel zu diesen beiden Programmpunkten des Freundeskreises lesen möchte, dem sei der Pressespiegel unserer Internetseite empfohlen.

In Bezug auf das Jahresprogramm 2008 kann ich schon jetzt einige Hinweise geben:

Beginnen möchte ich mit der Jahreshauptversammlung am 25. Februar 2008 (Einladung folgt). Es stehen u.a. die Wahlen zum Vorstand an. Die ständig wachsenden Verpflichtungen im Universitätsalltag haben mich bewogen, nicht mehr für eine Vorstandsposition zu kandidieren. Deshalb möchte ich mich schon jetzt bei Ihnen für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung in den vergangenen Jahren bedanken.

Der Tag des Offenen Denkmals (14. September) wird durch eine Lesung mit Dagmar Chidolue abgeschlossen. Die bekannte Schriftstellerin, die in Gütersloh aufgewachsen ist, stellt ihr Buch „Flugzeiten“ vor. Darin berichtet sie über die Jugend ihres Vaters im Dritten Reich. Im Mai werden wir die Reihe „Kultur im Kapitelsaal“ stärker konturieren. Insofern ist die beiliegende Faltkarte des Kapitelsaals, die in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Herzebrock-Clarholz entstand, nicht nur als Jahresgabe zu verstehen, sondern auch als Werbung, die Veranstaltungen des Freundeskreises auch im Jahre 2008 zu besuchen. Wir beabsichtigen, wenn die Vorschriften des Brandschutzes erfüllt werden können, am Festtag Christi Himmelfahrt (1. Mai) nach längerer Pause wieder ein größeres Konzert im Kapitelsaal durchzuführen. Gut in den Zusammenhang mit dem Clarholzer Ortsjubiläum passt eine weitere Veranstaltung: Es wird in der zweiten Maiwoche eine Lesung mit Werken von Jodokus Temme geben. Der gebürtige Letter, Patensohn des letzten Clarholzer Propstes Jodokus von Oldeneel, ist vielen von Ihnen als entschiedener Kämpfer für die politische Freiheit in der deutschen Revolution 1848 bekannt. Was aber kaum jemand weiß, Temme verfasste auch Kriminalgeschichten und Erzählungen. Zwei davon („Der letzte Burggraf von Stromberg“ und „In der Propstei“) sollen Ihnen vorgestellt werden.

Mit eben diesem Jodokus Temme möchte ich auch schließen: In seinen lesenswerten Erinnerungen beschreibt er seine Kinder- und Jugendzeit in Clarholz, Lette und Wiedenbrück. Alljährlich, am 13. Dezember, kehrte er mit seinem Vater zum Namenstag des Propstes in das Kloster Clarholz ein. Geistliche und weltliche Gäste ließen es sich im Kapitelsaal gutgehen, doch Temme erinnert sich auch an den Heimweg von Clarholz nach Wiedenbrück:

„Es waren stille, klare, recht hübsche, kalte Winternächte. Zwei Stunden lang hatte ich mit meinem Vater zu marschieren, um unser altes Wiedenbrück wieder zu erreichen. Die ersten anderthalb Stunden führten uns ununterbrochen durch die schönsten und dichtesten, heimlichsten und unheimlichsten Eichen- und Buchenwälder der rothen Erde. Anfangs begleitete uns noch der Gesang aus dem großen Festsaale des Klosters Klarholz; er blieb immer weiter hinter uns zurück, wurde schwächer und schwächer, war zuletzt ganz verschwunden. Wir hörten nur noch unsere Schritte. Eine halbe Stunde vor Wiedenbrück traten wir aus der Waldung heraus auf die Landstraße, die in der unübersehbaren Ebene zwischen Wiesen, Weiden und Kornfeldern hinlief, wo überall man jetzt nur den Winterschnee sah. Der schläfrige Thorwärter von Wiedenbrück öffnete uns das Stadtthor, wir schritten durch die dunklen, leeren, stillen Gassen. Wir sahen endlich wieder ein helles Fenster, es war in der Wohnstube des elterlichen Hauses. Meine fromme Mutter wachte, unsere Rückkehr erwartend, bei ihrem Gebetbuche. Sie hatte uns schon gehört, als wir noch auf der Straße waren; sie stand schon in der Hausthür, ehe wir diese erreicht hatten und freute sich über unsere Rückkehr, über alles Angenehme, was wir in Klarholz genossen hatten.“

So wie der junge Temme im dunklen Wiedenbrück ein helles Fenster sah, das ihn zum Elternhaus führte, so leitet uns in der geschäftigen Alltagswelt das Licht, das mit der Geburt des Gottessohnes in die Welt gekommen ist. Auch im Namen meiner Vorstandskollegen Marion Pavenstädt-Westhoff, Hubert Maibaum und Heinz Tegelkamp wünsche ich Ihnen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest.

Ihr Werner Freitag